>
>
>
Wie wetterfest sind die Münsteraner*innen? - Eine Analyse des Fahrradverkehrs in Münster
Münster ist bekannt dafür, dass es in der Stadt mehr Fahrräder als Menschen gebe. Ob das so stimmt, sei einmal dahingestellt; es ist aber unstrittig, dass das Fahrrad in Münster als Verkehrsmittel mindestens genauso wichtig ist wie das Auto oder der ÖPNV. Üblicherweise wird aber angenommen, dass bei schlechtem Wetter weniger Fahrrad gefahren wird. Das wollten wir überprüfen: Verändert sich der Fahrradverkehr bei hohem Niederschlag oder wird trotz schlechtem Wetter viel Fahrrad gefahren? Um das zu überprüfen, haben wir uns Daten aus dem Jahr 2024 angesehen und versucht, einen Zusammenhang zwischen dem Niederschlag und der Anzahl der Fahrradfahrer*innen in Münster zu finden.
Die Stadt Münster erhebt regelmäßig Daten über den Fahrradverkehr in der Stadt. Hierzu hat sie mehrere Zählstationen in der Stadt aufgestellt, die die passierenden Fahrräder zählen. Die Daten dieser Zählstationen werden dann veröffentlicht. Wir haben uns auf die Daten für das gesamte Jahr 2024 fokussiert. Zudem brauchten wir im selbigen Zeitraum Daten für den Niederschlag in Münster. Diese sind beim Deutschen Wetterdienst zu finden (DWD). Nun galt es, diese zwei Datensätze mit verschiedenen Zählrhythmen in einen Datensatz zusammenzufügen, um den Einfluss des Niederschlags auf die Anzahl der verkehrenden Fahrräder analysieren zu können. Mit dem gemeinsamen Datensatz in Form eines Dataframes konnten wir nun grundlegende statistische Arbeit betreiben und versuchen, erste Zusammenhänge zu untersuchen. Zuerst haben wir uns einen Überblick über die Daten und ihre Lage verschafft. Wenig überraschend unterscheidet sich die Anzahl der gezählten Fahrräder zwischen den Zählstationen stark. Dass Stationen an der Bismarckallee oder prominenten Abschnitten der Promenade mehr Fahrräder zählen als Stationen am Stadtrand, ist einleuchtend. Auch andere Dimensionen haben wir betrachtet. So konnten wir zum Beispiel feststellen, dass sich die Anzahl der Fahrradfahrer über alle Stationen hinweg über die Monate des Jahres hinweg verändert und nicht konstant bleibt. Nachdem wir uns einen ersten Überblick über unseren Datensatz verschafft hatten, haben wir eine Korrelationsmatrix erstellt, um für jede Zählstation zu schauen, ob es einen (linearen) Zusammenhang zwischen dem Niederschlag und der Anzahl der Fahrradfahrer*innen gibt. Darüber hinaus haben wir auch Regressionsanalysen für alle Zählstationen gemacht. Zudem haben wir eine Heatmap des Fahrradverkehrs bei verschiedenen Niederschlagsmengen erstellt. Dabei kamen wir insgesamt zu einem über nahezu alle Zählstationen konsistenten Ergebnis: Der Niederschlag in Münster hat keinen signifikanten Einfluss auf die Anzahl der gezählten Fahrräder!
Das zentrale Ergebnis ist, dass die Münsteraner*innen in der Tat sehr wetterfest zu sein scheinen. Trotz mehrerer Versuche konnten wir keinen signifikanten Einfluss des Niederschlags auf den Fahrradverkehr finden. Ein möglicher Rückschluss wäre, dass das Fahrrad in Münster ein derart wichtiges Verkehrsmittel ist, dass die Menschen kein eigenes Auto mehr besitzen und nicht auf den eher unzuverlässigen ÖPNV ausweichen wollen. Ebenfalls sind Gewöhnungseffekte möglich. Die Münsteraner Fahrradfahrer*innen sind schlechtes Wetter gewöhnt und haben daher eine geringere Empfindlichkeit gegenüber Regen. Aufbauend auf dieser Arbeit bietet es sich an, zusätzlich andere (Wetter)Daten in die Analyse einzubeziehen, um andere Einflussfaktoren auf die Anzahl der gezählten Fahrräder im Verkehr zu überprüfen und statistische Probleme wie z.B. Omitted-Variable-Bias zu umgehen.
Team & Rollen
Tabea Lengenberg
Kilian Sieper
Sarah McCarthy
Mentor:in
Hendrik Linn